Samstag, den 03. Februar 2018 um 09:17 Uhr Jutta Hanssen-Sowa
Druckbutton anzeigen?

Ein „Horchheimer“ ist wieder zu Hause

Die Joseph – Mendelssohn – Grundschule feierte am Freitag, den 26.01.2018 die Einweihung und offizielle Übergabe ihres „neuen“ Flügels.

Dank eines großzügigen Geschenks des Johannes-Gymnasiums, das mangels Platz eine neue Bleibe für das Instrument suchte, ist unsere kleine Schule nun Besitzer eines sehr schönen und tollen Mand Flügels.

Doch wieso ist nun ein „Horchheimer“ wieder zu Hause?

Der Namensgeber unserer Schule ist sogar ein bisschen dafür mitverantwortlich…..

Unser Flügel ist ein sogenannter Mand Flügel und Carl Mand, der Erfinder, ist tatsächlich in Horchheim geboren.

Außerdem waren die Mands Nachbarn der Bankiersfamilie Mendelssohn in Horchheim. Nicolaus Mand war – wie auch sein kleinerer Bruder Carl - musikalisch außerordentlich begabt. Und Joseph Mendelssohn, als Bankier und damit reicher Mann (der Vater von Carl war im Gegensatz dazu Winzer und Schreiner) schickte damals den ältesten Sohn Mands, Nicolaus Mand, nach Wien. Er sollte dort, in der damaligen Hochburg der Musik, eine Ausbildung zum Klavierbauer machen können. Nicolaus wurde aber krank und verstarb sogar, so dass sein Bruder Carl nun anstelle Nicolaus‘ nach Wien gehen konnte.

Als Carl zurückkam gründete er 1835 mit seinem neu erworbenen Wissen ein Unternehmen in Koblenz. Der letzte Sitz seiner Firma war in der Schlossstraße. Davor gab es etwas kleinere Fabriken zunächst in der Rheinstraße und dann in der Kornpfortstraße in Koblenz.

Koblenz war wegen der guten Transportmöglichkeiten über die beiden Flüsse, dem reichhaltigen Rohstoffangebot der umgebenden Wälder und der lebendigen Musiktradition ein optimaler Standort für sein aufkeimendes Geschäft.

Carl Mand war seiner Zeit schon voraus, machte schon damals Werbung in der Zeitung für seine Flügel und nutzte dazu Aussagen der Dankschreiben bedeutender Künstler: wie z.B. Dr. Clara Schumann, die sagte, dass sie die Mand Flügel zu den besten, die sie kennt, zähle oder Richard Wagner, der meinte „Die Flügel Mand gleichen einem vollen Orchester“. Ebenfalls große Anhänger seiner Instrumente waren z.B. Brahms und Liszt.

Der besondere, gute Ruf gelangte bis in die höchsten Kreise und 1853 durfte sich die Firma Hoflieferant der preußischen Prinzessin Augusta – die spätere Kaiserin Augusta nennen. Sie lebte zu dieser Zeit mit ihrer Familie im Koblenzer Schloss.

Carl Mand gelang es in 25 Jahren mit seinen Klavieren 32 nur allererste Preise zu gewinnen, z.B. auf Weltausstellungen und als Ehrenpreise. Das kann man sogar in unserem Flügel nachlesen.

Sein Sohn Carl Mand jr. vergrößerte das Unternehmen Stück für Stück. So wurden bis zu 3000 Flügel pro Jahr produziert und von Koblenz aus nach England, Belgien, Holland und sogar Südamerika ausgeliefert.

1930 wurde die Schließung der Firma, die inzwischen von Nicht-Familienmitgliedern (Rheinische Pianoforte – Fabriken) geleitet wurde, beschlossen.

In Koblenz erinnert heute noch die Carl-Mand Straße im Industriegebiet an den Horchheimer Klavierbauer.

Mand Flügel an sich findet man heute allerdings nur noch wenige. Eine Sammlung steht im Landesmuseum Koblenz in der Festung Ehrenbreitstein und auch im Schloss Engers sind 2 Mand Klaviere – ein Konzertflügel und ein sogenannter Glockenflügel zu sehen.

Und ab jetzt geht das auch in Horchheim in der Kirchstraße 8. Also ist dieser Flügel wirklich wieder „nach Hause“ gekommen.

Dass dies nun letztendlich möglich war, verdanken wir einer Reihe von Sponsoren, da u.a. ein professioneller Transport, eine Überarbeitung der Mechanik, kleine Ausbesserungsarbeiten an Korpus, Tastatur und Hämmerchen, neue, leichtgängige Rollen und das letzte Stimmen finanziert werden mussten.

An dieser Stelle danken wir daher noch einmal den großzügigen Spendern:

BBBank Koblenz

Degussa Bank Koblenz

Sparkasse Koblenz

Volks- und Raiffeisenbank Neuwied Linz

Johannes-Gymnasium Lahnstein

und dem Schulverwaltungsamt.

Auch bedanken möchten wir uns bei unserem Förderverein, der die gesamte dreimonatige Aktion unterstützt und letztendlich für uns finanziell abgewickelt hat.

Alle Sponsoren, Herr Loch als Schulleiter des Johannes-Gymnasiums ,Vertreter des SEB und des Fördervereins und zahlreiche Gäste aus der Elternschaft durften während der Feierstunde den fantastischen Klang des Flügels bei zahlreichen Vorspielen einzelner Kinder aus den Klassenstufen 2 und 3 genießen. Auch der Vortrag der Klasse 3b zum Klavier im Allgemeinen konnte den ein oder anderen noch mit neuen Erkenntnissen überraschen.

Ein besonderes Highlight war auch der Auftritt der Klasse 4a mit Herrn Konieczny von der Musikschule der Stadt Koblenz im Rahmen von JeKisS („Jedem Kind seine Stimme“), die sogar mehrstimmig zum Klang des Flügels ihr Können unter Beweis stellen konnten.

Am Schluss der Veranstaltung waren sich alle einig, dass dieser Flügel nun wirklich an der richtigen Stelle angekommen ist – nämlich zu Hause in Horchheim!